Quartalsbericht Sommer 2021

Wie schrieben wir vor drei Monaten? „Es läuft wie erwartet, aber die Stimmung bleibt angespannt!“
Das zweite Quartal 2021 war in vielerlei Hinsicht eine Wiederholung des Ersten.

Im Ergebnis entwickelte sich der Aktienfonds im 2. Quartal 2021 leicht positiv. Dabei verlief die Wertentwicklung aufgrund der Nervosität der Marktteilnehmer etwas spektakulärer, als das Quartalsergebnis suggeriert.
Von Mitte April bis Mitte Mai ging es erst einmal stetig abwärts, bevor dann wieder die Erholung einsetzte und sich die positive Grundstimmung durchsetzen konnte.

Zeit, dass wir wieder einen Blick darauf werfen, welche Rahmenbedingungen denn für diese positive Grundstimmung wichtig sind und ob diese noch gelten.

Als Voraussetzung für eine globale wirtschaftliche Erholung und damit nicht fallender Kursen nehmen wir weiterhin an, dass die Mehrzahl folgender Annahmen eintritt:

  • Die Billionen schweren Konjunkturprogramme der US-Amerikaner werden umgesetzt
  • Die großen Notenbanken halten weiterhin die Zinsen auf niedrigem Niveau und beruhigen die Märkte
  • Die Beschränkungen der Menschen und der Wirtschaft aufgrund der Pandemie nehmen noch in 2021 aufgrund von Fortschritten in der Durchimpfung der Bevölkerung ab
  • Die globalen Spannungen vor allem zwischen den USA und China nehmen nicht weiter zu bzw. nehmen ab.

In den letzten Monaten haben sich jedoch einige Annahmen unterschiedlich verändert:

  • US Präsident Biden hat es bisher noch nicht geschafft, das zweite angekündigte Konjunkturpaket in Form des Infrastrukturprogrammes komplett durch den Kongress zu bringen. Er kündigte jetzt an, dass ein „Deal“ bezüglich eines substanziellen Ausgabenpaketes in greifbare Nähe gerückt sei.
  • So hat das jetzt angekündigte Paket einen Umfang von 579 Mrd. US-Dollar. Der Schwerpunkt liegt mit 312 Mrd. auf der Transportinfrastruktur, während Bereiche wie die Energie-, Klimaschutz- und Breitbandinfrastruktur mit respektive 73, 68 und 65 Mrd. US-Dollar deutlich zurückhaltender bedacht werden sollen.

Es fällt auf, dass der nun vorgelegte Plan nur einen Bruchteil des ursprünglich in Billionenhöhe erwarteten Ausgabenpaketes darstellt.
Immerhin ist es als positiv anzusehen, dass es tatsächlich bezüglich des Infrastrukturpaketes eine Einigung geben könnte; aber ein gewisser Zweifel, ob nicht wieder eine Blockadeadepolitik der Politik in Übersee droht, bleibt angebracht. Die Börsen honorierten die Nachrichten der möglichen Teileinigung jedoch mit Kursanstiegen.

  • Neben der Politik spielt auch die amerikanische Notenbank FED eine wichtige Rolle. Diese setzt ihren Fokus mittlerweile stark auf Marktberuhigung.
    Ein Zinsanstieg – vorher nahezu undenkbar – wird jetzt ganz vorsichtig angekündigt.
    Hintergrund: Der Markt erwartete zuletzt steigende Zinsen, was sich in deutlich höheren Renditen (und damit verbundenen Kursverlusten) bei den kurz- und mittelfristigen Laufzeiten von Anleihen niederschlug. Es entstand ein Spannungsfeld zwischen erwarteter Geldpolitik und der offiziellen Kommunikation der Notenbank. Daher änderte die FED ihre Kommunikation: Nachdem bisher die Tendenz für die erste Zinsanhebung für das Jahr 2024 verortet wurde, sieht nun eine deutliche Mehrzahl der Mitglieder der FED sogar zwei Zinsschritte von jeweils 0,25% schon im Jahr 2023. Einige sehen sogar eine Anhebung schon in 2022!
    In schöner Selbstironie sprach Fed-Chairman Jerome Powell von einem „Talking about talking about – Meeting“. Mit anderen Worten: die FED spreche darüber, jetzt mal langsam darüber zu sprechen.

    Überraschungen auf der Zinsseite soll es kommunikativ offensichtlich nun nicht mehr geben: kein Sprung ins kalte Wasser wie einst im April 2013, als der damalige Fed-Chef Ben Bernanke die Märkte, allen voran in Schwellenländern, in schmerzhafte Turbulenzen schickte, nur um seine Ankündigung dann im September wieder zu kassieren.

Trotzdem müssen wir aufmerksam bleiben: die Ankündigung, die Zinsen nicht vor Erreichen der Vollbeschäftigung anzuheben, wird nicht mehr erwähnt. Die vorsichtige und langfristig orientierte Kommunikation der Notenbank FED ist dabei wiederum genau das, was die Märkte brauchen.

Ein Blick nach Deutschland: Durch die Lockerung der Corona – Einschränkungen, die vor allem dem Einzelhandel zugutekommen, hat sich die Stimmung in der deutschen Wirtschaft im Juni erneut deutlich verbessert. Der Ifo-Index für das Geschäftsklima stieg um 2,6 Punkte auf 101,8 Zähler, wie das Münchner Ifo-Institut am Donnerstag bekanntgab. Dies ist der höchste Stand seit November 2018. Allgemein wurde ein schwächerer Zuwachs erwartet. Positiv fiel der Dienstleistungssektor auf, während die Sorge um Engpässe bei Vorprodukten im verarbeitenden Gewerbe die Stimmung etwas dämpfte. Insgesamt wird mit einem weiteren Anziehen der Konjunktur in Deutschland gerechnet.

Konjunkturprogramme, steigende Zinsen oder Ankündigungen von weiter steigenden Zinsen, dazu ein weltweites Anziehen der Konjunktur: kommt jetzt Inflation? Oder ist sie schon da? Sind die „Wurzeln der Stabilitätskultur“ jetzt gefährdet, wie im Tagesspiegel zu lesen war?

So stellt sich die Situation aktuell dar:
Nach den neuesten Mitteilungen der Statistikbehörde EUROSTAT ist die Inflationsrate in der Eurozone im Juni leicht gesunken. Im Jahresvergleich legten die Verbraucherpreise um 1,9 Prozent zu, nach 2.0% im Monat Mai. Während die Energiepreise im Juni deutlich stiegen, verteuerten sich alle anderen Produktkategorien dagegen unterdurchschnittlich. Die Preise für unverarbeitete Lebensmittel sind im Jahresvergleich sogar leicht gesunken.

Die Jahresrate für die Kerninflation fiel von 1,0 Prozent im Mai auf 0,9 Prozent im Juni. Diese Kerninflation gilt vielen Ökonomen als entscheidend für den grundsätzlichen Preistrend, da die schwankungsanfälligen Preise für Energie und Lebensmittel herausgerechnet werden.

Die europäische Notenbank EZB strebt mittelfristig eine Inflationsrate von knapp zwei Prozent an. Sie hat mehrfach deutlich gemacht, dass bei einem Überschreiten dieser Zielmarke vorerst keine geldpolitischen Reaktionen zu erwarten seien, da eventuelle höhere Preissteigerungen nur als temporär angesehen werden.

Und im Moment befinden wir uns genau in dem Zielkorridor, der von der Notenbank EZB seit Jahren vorgegeben und anvisiert ist.

Unser Fazit: Hinsichtlich der Inflation ist Wachsamkeit gefordert, die historisch verankerte Angst vor hohen Inflationsraten teilen wir aktuell aber nicht.

Die Konjunkturprogramme werden in den USA zumindest zum großen Teil durchgesetzt, in Europa wird es mit dem Europäischen Wiederaufbaufonds („Next Generation EU“) neue Perspektiven vor allem für die wirtschaftlich schwächeren Länder in der EU geben, die Beschränkungen in der Wirtschaft nehmen ab. Parallel beherrscht das Thema Inflation zwar die Nachrichten, aber sichtbar ist sie nicht. Die Notenbanken haben aus der Vergangenheit gelernt und kommunizieren bewusst auf Basis langfristiger Ankündigungen.

Die Voraussetzungen für eine globale wirtschaftliche Erholung sehen wir daher weiterhin als gegeben an.