Ausblick für 2021

Hamburg, 25.01.2021 Wir haben mit unserem Ausblick für das Jahr 2021 bewusst einige Ereignisse abgewartet, denn in den USA wurden im Verlaufe des Januars mit der Amtseinführung von US Präsident Biden und der Stichwahl in Georgia einige wichtige Weichen gestellt, die die Stimmung an den Aktienmärkten wesentlich beeinflussen. Aber auch in Europa baut sich langsam erst ein Bild für 2021 auf, das dazu auch immer wieder neuen Veränderungen ausgesetzt ist.

Aktuell wird im allgemeinen davon ausgegangen, dass umfassendere Unterbrechungen der Wirtschaftsaktivitäten in 2021 vermieden werden. Die Rezession des Jahres 2020 war auch deshalb so harsch, weil ein großer Teil der Konsumausgaben schlicht untersagt war. Das kommt auch in einer sprunghaft gestiegenen Sparquote zum Ausdruck. Nicht nur Gastronomie, Unterhaltung, Kultur und Sport waren davon betroffen, sondern auch der Tourismus, was insbesondere in den südeuropäischen Urlaubsländern negativ zu Buche schlug. Wenn 2021 im Jahresverlauf die Einschränkungen allmählich aufgehoben werden, wird das unmittelbar die Konsumnachfrage beleben. Denkbar, dass viele Bürger das Ende der Pandemie regelrecht feiern werden – und mehr ausgeben als sonst.

Praktisch alle Prognosen sagen derzeit vorher, dass sich die Konjunktur 2021 deutlich erholen wird.

So sagt das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) für Deutschland ein Wirtschaftswachstum von 3,1 Prozent im Jahr 2021 und von 4,5 Prozent 2022 voraus. Das Vorkrisenniveau wird demnach gegen Ende 2021 wieder erreicht. Auch danach geht es bei sinkender Arbeitslosigkeit, niedriger Inflation und allmählich gesundenden Staatsfinanzen weiter aufwärts.

Unseren südeuropäischen Ländern steht wahrscheinlich eine längere Durststrecke bevor. Insbesondere in Italien und Spanien wird es noch einige Zeit dauern, bis sie die Wirtschaftsleistung des Jahres 2019 erneut erreichen. Aber auch dort wird erwartet, dass sie von einer kräftigen Dynamik erfasst werden.

Aber es kommen immer wieder unvorhergesehene Überraschungen auf: was bedeuten die neuen ansteckenderen Mutationen des Corona-Virus für die Ausgestaltung des Lockdown? In welchem Maße werden die wirtschaftlichen Aktivitäten der Unternehmen beeinflusst? Gelten die Prognosen auch unter den neuen Rahmenbedingungen? Aktuell vermeldet das ifo INSTITUT, dass der viel beachtete Geschäftsklimaindex im Januar etwas gefallen ist. Die befragten Unternehmer sehen also etwas pessimistischer in die Zukunft, als im Vormonat. Die optimistischen Prognosen für 2021 beruhen aber auf der Erwartung einer wirtschaftlichen Erholung. Dieses Spannungsfeld darf nicht zu groß werden.

Als wichtigen Baustein für die wirtschaftliche Erholung sehen wir die staatlichen Unterstützungsprogramme in den USA und Europa:

US Präsident Biden hat mittlerweile Pläne für ein Hilfspaket im Umfang von 1,9 Billionen Dollar (rund 1,6 Billionen Euro) vorgestellt. Vorgesehen sind darin unter anderem Direktzahlungen an die Bürger in Höhe von 1.400 Dollar pro Kopf. Diese Direktzahlungen sind wichtig, denn in der Corona-Krise gingen in den USA mehr als 22 Millionen Jobs verloren, von denen bislang nur gut zwölf Millionen zurückgewonnen wurden. Die Binnennachfrage wird mit diesen Maßnahmen gestützt. Ziel ist es, den Unternehmen Umsätze und Gewinne zu ermöglichen. Aufgrund der relativ hohen Arbeitslosenquote ist auch nicht mit Störfeuer von Seiten der US Notenbank FED zurechnen: Jerome Powell sagte zu, dass mit Zinserhöhungen in absehbarer Zeit nicht zu rechnen sei. Von der USA erwarten wir also positive, unterstützende Impulse.

Unterstützt werden diese von der EU: auch hier greifen die zusätzlichen Haushaltsspielräume, die der Corona-Wiederaufbaufonds eröffnet hat. Zwar erst mit Zeitverzögerung, aber auf Sicht wird die Finanzpolitik längerfristig sehr stimulierend wirken.

Was bedeutet das für unsere Anleger?
Wir erwarten für 2021 ein Jahr der wirtschaftlichen Erholung. Das Anlegervertrauen im Markt steigt, weil die Notenbanken und die Politik substanzielle Unterstützung liefern.
Die große Frage lautet, wie nachhaltig die Verhaltensänderungen der Verbraucher sein werden. Davon hängt viel ab für die weitere wirtschaftliche Entwicklung. Bleiben die Bürger vorsichtig, könnte das die ökonomische Schwächephase um Jahre verlängern. Geben sie ihre Zurückhaltung auf und genehmigen sich womöglich zusätzlich aufgestaute Konsumwünsche, ist sogar eine wirtschaftliche Überhitzung möglich.
Derzeit sieht es nach einem guten Jahr für die Aktien aus. Voraussetzung: die o.a. Erwartungen werden nicht enttäuscht.

Andreas Enke