Hamburg, 24.03.2020 Es gibt nicht nur Hiobsbotschaften in dieser Zeit. Zumindest, wenn wir den Blick auf Wertpapiere reduzieren und schauen, was mit den investierten Geldern in unserem Aktienfonds gerade passiert.
Ein Blick auf den Chart sagt da mehr als viele Worte. Abgebildet haben wir die Kursentwicklung unseres Aktienfonds (grün) im Vergleich zum Markt: hier abgebildet durch den DAX (gelb) und den MSCI World (blau) als Referenzindices:
Stand 23.03.2020 hat der deutsche Aktienindex seit Jahresanfang ca. 34% Prozent an Wert verloren, der weltweit investierende Index MSCI World ca. 32%.
Unser Aktienfonds ziemlich genau 1%.
Warum folgt der Aktienfonds nicht dem Marktgeschehen?
Schon am 28.02.2020 gaben wir die Nachricht durch, die Absicherung mit Ablauf des Monats Februar vollständig aufgebaut zu haben. Von diesem Moment an war das Aktienrisiko rechnerisch zu 100% abgesichert.
Im Ergebnis haben wir im März den daraufhin erst richtig beginnenden Absturz an den Börsen nicht nur “verpasst”; es lief sogar in eine ganz andere Richtung: unser Portfolio konnte in dieser Phase einen Teil der entstanden Verluste wieder wettmachen und fast das Jahresanfangsniveau erreichen.
Was passiert jetzt gerade aus Sicht eines Portfoliomanagers? Wie reagieren wir im Fondsmanagement? Hier der Versuch, den aktuellen Wahnsinn kurz zusammenzufassen:
Die Coronaviruskrise ist mit voller Wucht angekommen. In allen Bereichen beginnen die Menschen auf die neue Realität zu reagieren. Familien reorganisieren ihr Leben, viele Berufstätigkeiten werden ins Home-Office verlagert, und mehr oder weniger alle arbeiten durch Einschränkung der Sozialkontakte diszipliniert am „Abflachen der Kurve“ mit.
Die Wirtschaftspolitik hat den Ernst der Lage erkannt:
- Die Zentralbanken haben sehr schnell mit riesigen Ankaufprogrammen, Zinssenkungen und erleichtertem Zugang zu Liquidität versucht gegen zu steuern – ohne weitreichenden Erfolg.
- In den USA hängt ein von der Trump-Regierung geplantes Stützungsprogramm im Gesamtumfang von 1,2 Billionen US-Dollar zwar derzeit im Kongress fest, wird aber in Kürze sicher auf den Weg gebracht.
- In Deutschland werden plötzlich alte Prinzipien der Sparsamkeit komplett über Bord geworfen mit nachfolgenden Maßnahmen:
- 50 Mrd. Euro für direkte Unterstützung von Firmen und Einzelunternehmern,
- 3 Mrd. Euro für Krankenhäuser,
- ein 400 Mrd. großer Garantiefonds für Unternehmenskredite
- Es kommt zu einem Nachtragshaushalt in Höhe von rund 4% des BIP!
Eine Rezession wird kommen, das scheint Konsens zu sein. Aber in welchem Ausmaß und wie lange: die Beantwortung dieser Fragen hat sich gerade zur Königsdisziplin der Volkswirte entwickelt. Zahlen von den Mutigen, die sich mit Prognosen heraustrauen, sehen aktuell dramatisch aus. Hier einige Beispiele:
- Für China wird nur noch ein Wachstum von 1,5% erwartet (ursprünglich 6%)
- Singapur wird nach den meisten Prognosen um 4,5% schrumpfen
- Für Europa erarten wir ein negatives Wachstum von 4,5%
- Für die USA werden geradezu apokalyptische Zahlen prognostiziert: die Schätzungen reichen für das zweite Quartal 2020 von -10% bis zu -30% bei der Schätzung des BIP
Was das für Anleger bedeutet
Für Entwarnung erscheint es vor allem angesichts des noch kaum absehbaren, vermutlich aber haarsträubenden ökonomischen Schadens in den USA und anderswo noch zu früh. So weit braucht man aber eigentlich nicht zu schauen: es ist derzeit überhaupt nicht klar, was der Stillstand der Wirtschaft in Europa für die kleinen und großen Unternehmen und Unternehmer wirtschaftlich bedeuten wird. Irgendwie scheint jeder betroffen. So etwas war in der neuen Zeit bisher unvorstellbar.
Für uns ergibt sich , dass wir vorerst im Absicherungsmodus verbleiben.
Außerhalb der reinen Spekulation – die wir ablehnen – , bleibt uns im Moment nur, abzuwarten bis wir mehr Klarheit über den wirtschaftliche Schaden in der Welt haben.
Andreas Enke
Sehr geehrter Herr Enke, herzlichen Glückwunsch zur gelungenen Absicherung. Da können sich viele der sogenannten Gurus aus den Medien ein Beispiel nehmen. Weiterhin alles Gute.