Grün, grün, grün sind alle meine Kleider…

Hamburg, 18.02.2020 Das Lied ist seit dem 19. Jahrhundert in vielen Text- und Melodievarianten aus verschiedenen Gegenden des deutschsprachigen Raums bekannt. Ein nettes Lied. Und jetzt singt es auch fast jeder in der Finanzbranche.

Anfang des Jahres überraschte ausgerechnet BlackRock, mit einem verwalteten Vermögen von 6.960 Milliarden USD (kein Druckfehler!) der größte Vermögensverwalter der Welt, mit der Ankündigung, künftig den „Klimaschutz zum Kern der Unternehmenspolitik zu machen.“

Das ist eine phantastische und begrüßenswerte Nachricht. Geld wirkt. Immer. Und wenn der größte Player in der Finanzindustrie anfängt umzudenken, dann ist das ein großer Schritt in die richtige Richtung!
SDG 7Vor allem, wenn man weiß, dass Blackrock nach Recherchen des  „Guardian“ Anteile an Kohle, Öl und Gaskonzernen im Umfang von rund 87 Milliarden Dollar besitzt. So zählt BlackRock zu den zehn größten Anteilseignern von sieben der zehn größten globalen Kohleproduzenten.

Kritik an den Umsatzgrenzen der Ausschlusskriterien kam auch gleich, da die Grenze bei 25% für Unternehmen mit dem Geschäftsfeld Kohle liegt. Auch interessant, dass BlackRock in 2019 sich auf Aktionärsversammlungen gerade mal in 12% der Fälle Vorschlägen angeschlossen hatte, wenn es darum ging, das das Unternehmen mehr für den Klimaschutz tun sollte. Engagement wird anders definiert.
Der Kritik will ich mich gerne anschließen, sie sogar noch deutlich verschärfen, dazu mehr in einem anderen Beitrag, aber ich kritisiere noch mehr die Aussage, das „Klimaschutz der Kern der Unternehmenspolitik“ wird. Warum?

Nach eigenen Recherchen verwaltet BlackRock 6.960 Milliarden USD. In Indexfonds (zu erkennen am Namen „iShares“) sind ca. 4.600 Milliarden angelegt. Diese Indexfonds sind die Produkte, die im Bereich der Privatkunden zum Zuge kommen. Jetzt schreibt BlackRock, dass die Indexfonds mit Ausschlusskriterien  Ihren Anteil in 2019 verfünffacht haben!!! Beeindruckend. Erstmal.iShares logo

Schauen wir genauer hin: Aktuell liegt das Volumen dieser sog. ESG- und SRI- Fonds von BlackRock bei 20 Milliarden USD. Der Anteil ist demnach von 4 auf 20 Milliarden in 2019 gestiegen. Die Nachhaltigkeitsindexfonds machen also 0,4% der BlackRock Indexfonds aus.

Der „Kern der Unternehmenspolitik“ ist also doch recht klein. Zumindest in dem Bereich, den Privatkunden über die iShares Indexfonds kaufen können.

Trotzdem ein Anfang! Zum Vergleich: wir werden bei GENEON noch länger an der ersten Milliarde als Kenngröße für das zu verwaltende Vermögen arbeiten. Wenn BlackRock mit leider noch sehr weichen Nachhaltigkeitskriterien arbeitet und auch nur 0,4% seiner Indexfonds über erhöhte Nachhaltigkeits-Kriterien verfügen aber trotzdem so schon 20 Milliarden in die richtige Richtung bewegt, zeigt das, wie gewaltig die Geldströme im Finanzmarkt sind und was sie bewirken könnten. Vor allem, wenn sie dann mal wirklich den „Kern der Unternehmenspolitik“ darstellen sollten und der Anteil der Nachhaltigkeitsfonds nicht 0,4%, sondern 80% beträgt.
Bis dahin kann BlackRock auch noch an seinen Nachhaltigkeitskriterien arbeiten, dazu ein anderes Mal mehr.

Andreas Enke