Quartalsrückblick 1/2019

Neues aus dem Bereich der Nachhaltigen Geldanlagen:

Brüssel: Das Europäische Parlament macht ernst: am 04.04.2019 wurde eine Klassifizierung für Nachhaltige Geldanlagen beschlossen, die den Verbrauchern mehr Transparenz bei der Beurteilung bringen soll, wie nachhaltig denn ihre Finanzanlagen sind. Dieses Gesetzespaket ist Bestandteil des EU-Aktionsplans „Finanzierung Nachhaltiges Wachstum“. Ziel ist es, die Finanzwirtschaft an der Förderung der Zielerreichung der Klimaziele zu beteiligen.Illustration_Geneon_sejat

Bei aller Sympathie für diese Initiative bleibt allerdings festzuhalten, dass nur klimarelevante Themen bei der Klassifizierung bewertet werden. Die Bereiche soziale Nachhaltigkeit und Governance bleiben völlig unberücksichtigt.

Natürlich ist es vorteilhaft, dass ökologisch – nachhaltige Produkte stärker in den Focus der Anleger und vielleicht auch der Banken kommen und so durch die Lenkung der Geldströme tatsächlich etwas für die Erreichung der Klimaziele getan wird.

Für die Nachhaltigen Geldanlagen ist der eigentlich zu begrüßende Ansatz aber eher kontraproduktiv, da diese wieder in die Nische der ausschließlich grünen oder ökologisch basierten Produkte gedrängt werden. Die Tatsache, dass sich auf Basis aller Nachhaltigkeitskriterien durch die Anwendung von Ausschluss- und Positivkriterien sowie einem intelligenten Auswahlansatz der Wertpapiere komplette Vermögen verwalten lassen, wird wieder aus dem öffentlichen Bewusstsein verdrängt.

Die Taxonomie der EU ist damit keine Definition Nachhaltiger Geldanlagen! Wünschen wir uns, dass die Arbeitsgruppen im Parlament hier nur einen ersten Schritt getan haben.

Was passierte an den Kapitalmärkten?

Das erste Quartal 2019 wirkt wie ein Umkehrbild des Jahres 2018: sanken damals die Erträge sowohl bei den Aktien als auch den Renten, so ist es dieses Jahr bisher spiegelverkehrt: Aktien und Renten liegen vorne und haben sich kräftig erholt – so konnte unser Aktienkonzept im März 1,94% zulegen und liegt auf Jahressicht mittlerweile mit 10,2% im Plus!

Woran liegt es?

2018 herrschte wenig Zweifel an einem anhaltenden robusten Wirtschaftswachstum, was dann zu Zinssteigerungsängsten mit den damit verbundenen Verlusten bei Aktien und Anleihen führte. Im Dezember kam dann offensichtlich zu Übertreibungen; mittlerweile haben die Marktteilnehmer die übertrieben negativen Einschätzungen aus dem Dezember korrigiert. Jetzt machen sich dafür Rezessionsängste breit, aber die Zentralbanken signalisieren Ruhe an der Zinsfront. Mit der Folge, dass Aktien und Anleihen steigen!

Es ist derzeit eine Tatsache, dass die Zinserwartungen die Richtung vorgeben und nicht vorrangig die Prognosen über das Wirtschaftswachstum. Gute Wachstumsprognosen für die Wirtschaft befeuern Zinsängste und umgekehrt.

Was bedeutet dies für das 2. Quartal 2019?

Die Prognosen des Wirtschaftswachstums in Europa verschlechtern sich derzeit deutlich, parallel keimt ein Hoffnungsschimmer aus Fernost auf, da China wieder einen wachstumsfreundlicheren Weg einzuschlagen beginnt. Dazu sieht es im Handelsstreit USA – China derzeit nicht nach einer Eskalation aus. In den USA hat die FED die eigentlich für 2019 angekündigten Zinserhöhungen zurückgenommen, der Markt hat daraus aber gleich eine Zinssenkung gemacht. Mittlerweile wird mit einer Wahrscheinlichkeit von 60% erwartet, dass Ende 2019 die Target Rate unter dem heutigen Niveau von 2,25%-2,50% liegt.

Da sind Überraschungen sicherlich möglich. Aus Europa sind eher keine Zinserhöhungen zu erwarten, allerdings auch keine Zinssenkungen; in den USA kann es auf Basis einer freundlicheren Wirtschaftsentwicklung anders laufen. Sollte die USA wirtschaftlich weiter gut laufen und bleiben die Zinsen dort in einem Rahmen, der vom Markt als nicht wachstumsgefährdend gesehen wird, dann stehen die Chancen auf weiter positive Märkte in den USA deutlich besser als in Europa.

Wir sind daher in Europa eher vorsichtig und haben unser Aktienportfolio dort teilweise abgesichert, sind aber in den anderen Märkten weiter voll investiert.

Hamburg, 10.04.2019
Andreas Enke