Wir bleiben dabei: Nur nicht euphorisch werden!

Hamburg, 12.03.2019. Ein Start in das neue Börsenjahr wie aus dem Bilderbuch: ein kräftiger Kursanstieg der wichtigen Aktienindices seit Ihren Tiefstständen um Weihnachten 2018 herum haben die großen Verluste aus dem Vorjahr ganz (USA) oder zum großen Teil (Deutschland) wieder egalisiert.

Obwohl wir in Bezug auf die Marktsituation skeptisch waren – und auch weiterhin sind – konnten wir im Aktienfonds die Gewinne mit einer Wertentwicklung von 8,4% bis Ende Februar sehr schön mitnehmen. Die Verluste aus dem Vorjahr (-3%) sind aufgeholt; wir befinden uns in der Nähe der alten Höchststände aus dem Oktober 2018.

So weit, so gut. Wir bleiben jedoch in unserer Meinung zur Marktentwicklung aus zwei Gründen skeptisch:

  1. Es haben sich Erwartungen aufgebaut, die wahrscheinlich schon in den aktuellen Kursen eingepreist sind und
  2. hinsichtlich der Gewinnerwartungen der Unternehmen gibt es aktuell eine deutliche Diskrepanz zwischen den Unternehmern selbst und den Anlegern / den Investoren.

Dies möchte ich gerne erklären:

Nachdem die FED im Januar ihren Kurswechsel hin zu einer marktabhängigen Zinspolitik ankündigte, stiegen die Aktien rasant. Es setzte sich auf Seiten der Investoren/Anleger die Meinung durch, dass es

  • keine Zinsanhebungen in 2019 in den USA und Europa geben wird;
  • dies aufgrund der günstigen Finanzierungsbedingungen für Unternehmen zu steigenden Gewinnen und damit steigenden Kursen führen wird
  • die Rentenseite weiterhin unattraktiv bleibt und der Anlagedruck bei den Aktien somit erhalten bleibt.

Genau hier liegen jetzt die Risiken: diese Erwartungen dürfen nicht enttäuscht werden, denn steigende Gewinne für 2019 sind jetzt in den Kursen enthalten. Kommen andere Nachrichten, können die Kursgewinne schnell wieder abgebaut werden.

Und die Unternehmen? In den USA haben wir es mittlerweile mit fallenden Gewinnerwartungen zu tun. In Deutschland/Europa zeigt sich im ifo-Geschäftsklimaindex mittlerweile der fünfte (ifo-Index), bzw. sechste (ifo-Erwartungsindex) Rückgang dieser Kennziffer in Folge. In normalen Konjunkturzyklen gelten schon drei aufeinander folgende Rückgänge als Signal für einen wirtschaftlichen Abschwung. Die Unternehmen selbst sind also skeptisch und gehen von fallenden Gewinnerwartungen aus.

Die EZB geht parallel dazu ebenfalls von einer wirtschaftlichen Abschwächung im Euroraum aus: die Wachstumsprognose wurde von 1,7% auf 1,1% gesenkt.

Zusammengefasst haben wir also zwei Positionen: aktuell, oder sollen wir sagen: „in der Realität“ erwarten die Unternehmen sinkende Gewinne für 2019. Diese Erwartung teilt auch die EZB.  Der aktuelle Aufschwung an den Aktienmärkten basiert dagegen auf der Erwartung der Investoren/Anleger, dass die niedrig bleibenden Zinsen zu steigenden Gewinnen führen.

Hoffen wir, dass die Investoren Recht haben. Sonst wären die Kursgewinne aus den ersten beiden Monaten auf Basis falscher Annahmen entstanden.

Genau deshalb sind wir vorsichtig. Wir sind aktuell investiert, um an weiteren Kurssteigerungen teilnehmen zu können, werden bei Gewinnwarnungen oder sinkenden Prognosen und dann fallenden Kursen allerdings zeitnah die Absicherungen wieder aktivieren.

Andreas Enke

GENEON Vermögensmanagement